Gedichte

Die sieben Flüche

Alászállás

VI.
Hier oben liebst du deinen eignen Bruder,
Übersetzerin und Heimarbeiterin,
doch die geheime Leidenschaft verwirrt dich,
in Bergschuhen trabst du immer, Nacht für Nacht
rundum die Mansarde, auf und ab, nie
mehr geht die Schwabbelige aus dem Haus, ihr
Geliebter bringt ihr Tag für Tag zur Strafe
(verheiratet, gesund) das Essen heran.

V.
Ein Stock tiefer: du bist ein schönes Mädchen,
doch Mutter ist verwachsen, Vater fehlend,
und jeden Mann wird deine Alptraumutter
aus deinem heißen Liebesbett verführen.
Das plastische Chirurg kann dir nicht helfen,
deine Schönheit bleibt bestehen ewiglich,
solang du Frau bist, dienst du ihr als Köder
zu ihrem glockenreinen Hexenlachen.

IV.
Im Vierten: sieh dich hier als B-Beamten,
geschädigt von vier Wohngenossenschaften,
dein letzter Wurf, du wirfst dich vom Geländer –
dreh dich im Türschloß, Schlüssel deiner Wohnung,
damit du spuken mußt, verdammt auf ewig,
sei du ein Ceramfeld, mal heiß, mal kalt, laß
dich als Fernbedienung hunderter Kanäle
von deiner Witwe allabendlich drücken.

III.
Du bekennst entrückt, Performer, „unikal”,
das Bild sei Tot, und wertlos alles Leinwand,
Katharsis gäbe nur im „Para-Raum”,
du läßt dir jeden Furz bezahlen; und dann
kriegst du vom Hals abwärts die Muskellähmung,
auf der Tragbahre wirst du vom Stock geschleppt
und meinst, zu Hause, voll des Heil’gen Geistes
maltest du Lämmer, Engel und verschneite
Tannen, gepinselt mit dem Mund im Liegen.

II.
Sei nun ein Floh, der Haftanstalt entronnen,
beiße den Schoßhund hier im zweiten Stock,
zwicke den Hausbesorger in die Waden,
wirf um des Nachbars Kaktus auf dem gang, bohr
dich in Katzenpfoten als giftiger Dorn,
schlag einem kleinen Kind ins Auge, und so
weiter, geh töricht um im Ungewissen,
schädige nur blind, und mach das unbewußt.

I.
Immer nur fast, beinahe nur, als hättest
du nur heute keine Zeit, als Rechtsanwalt,
oder das neue Forschungthema plötzlich,
wobei du lange Jahre schon vertan hast;
oder nicht mehr dem Weg der Schöpfung trauend,
in vitro weitermachtest – so suchen dich
Entdeckungen vergeblich, ihr Vorgefühl
rüttelt nur immerfort an deiner Tür im Ersten.

PARTERRE
Ein Bettler bist du, Sänger ohne Stimme,
im Erdgeschoß klimpert dein Xylophon,
es schneit, du wartest sinnlos auf Weihnacht,
die Fenster sind erleuchtet, Abend wird’s,
und Münzen fallen, in Papier geschlagen;
Kleingeld, Kreuzer, Groschen, alle zeigen
dir ein Gesicht aus deinen letzten Leben:
es friert, du trippelst, keiner wechselt um.

Übertragen von György Buda

Visszhang

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