Prosa

Duschehubka 1

Der Beobachter

 

24. November 1942

Südlich von Małkinia, in der Nähe des Flusses Bug, gibt es eine Kiesgrube, die im Vorjahr von den Besatzern zu einem Zwangsarbeitslager umgestaltet worden ist. Es erhielt nach der nächstgelegenen Bahnstation (6 km) den Namen „Arbeitslager Treblinka“. Offiziell kann man wegen Verlassen des Arbeitsplatzes, Arbeitsverweigerung, Nichtablieferung, Preistreiberei, in Wahrheit wegen allem und jedem hierher gebracht werden. Es genügt, jemanden zu bezichtigen, er sei ein Sympathisant des Wiederstandes, verstecke Juden oder russische Kriegsgefangene, und schon wird er abgeholt. Die Ablieferungsquoten dienen regelmäßig als Vorwand, besonders nachdem der Generalgouverneur wegen der in Deutschland in diesem Jahr katastrophalen Ernte den wirtschaftlichen Ausnahmezustand verhängt hat. Doch die einfachste Methode zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels besteht darin, daß eine SS-Einheit im Morgengrauen einen kleinen Ort überfällt und mit Hilfe der Namenslisten, die an jedem Haus angebracht sein müssen, die starken, jungen Männer auswählt und auf Lastwägen verfrachtet, manchmal auch Minderjährige.

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Duschehubka 2

Am Ziel

 

Sooft tagsüber die Waggontür aufkracht, blendet grelles Licht die Augen des aus der Ewigkeit Ankommenden, ob sommers oder winters; der Geruch von verbranntem Fett oder verfaulendem Fleisch steigt ihm in die Nase, und wenn er, weil er brennender Durst und Sauerstoffmangel ihn noch nicht umgebracht haben, bei der Prüfung der Frage,ob wohl das seit fünf, sechs Stunden, ein, zwei Tagen, bald seit einer Woche andauernde Dunkel, das unerträgliche Zusammengepferchtsein, das Ausscheiden in der Enge und alle seine Folgen und das Gefühl eines in die Latrine Geworfenen dem Willen Gottes entspreche und deshalb zum Zweck der Natur gehörenoch an keinem Ruhepunkt angelangt ist, so bleibt ihm, verwirrt von den gebrüllten deutschen Kommandos und mehr noch von den Gewehrkolbenschlägen und Peitschenhieben der auf die Waggons springenden Ukrainer, herausgestoßen aus dem Wagen und auf den mit Schlacke bestreuten Bahnsteig stürzend, kaum mehr Zeit, sich darüber klarzuwerden.

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Duschehubka 3

Ausgang

Treblinka, Frühling 1943


... interessant, daß zum Beispiel niemand sich darüber aufregt, daß die Anstalt täglich zwei bis drei Zugsgarnituren aufnehmen muß, irgendwie halten alle es für ganz selbstverständlich, daß eine Handvoll Leute Tag für Tag, von früh bis spät, keine Mühe scheuend, die Bevölkerung einer ganzen Kleinstadt durch das Lager bewegt, ohne daß die hochheilige Ordnung ins Wanken gerät...

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Fuge

Polen 1941–1944

Höre Israel, würdest du beginnen, hast das Tuch über deinen Augen ein wenig höher gebunden, um zu sehen, was zu deinen Füßen geschieht, doch schon dröhnen die Schüsse. Du fällst, etwas früher als die anderen. Sie stürzen auf dich. Starr liegst du da, im Todesgrauen, sechzehnjähriger Junge. Dein Volk verdeckt dich.

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Visszhang

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